Reisebericht Budapest 2011

Vorab 
Nach Prag im vergangenen Jahr nun doch wieder ein Reisebericht über einen Städtetrip. Wieder kurz vor Weihnachten und wieder gilt das gleiche, wie im „Vorwort“ des Prag-Berichts. Trotzdem, auch dieser Beitrag hier muss sein, denn – verdammt – Budapest ist, gerade zur Weihnachtszeit, tatsächlich noch eine Ecke schöner als Prag! Dennoch will ich mich hier relativ kurz fassen, denn es soll nicht wie sonst ein Reisetagebuch werden, sondern nur ein Bericht mit einigen netten Fotos.
Als kleine Anmerkung: Der Bericht ist von Ende 2011 und wie alle anderen früheren im März 2017 in diesen Blog umgezogen. In Ungarn hat sich seit damals politisch einiges zum Unschönen entwickelt. Doch Victor Orbans populistischer Kampf gegen Medien und andere schmälert zum Glück nicht die Schönheit der Hauptstadt.

 

Hinkommen / Ankommen / Rumkommen
Germanwings mal wieder. Günstiger ging es einfach nicht – der Flug für 100,- Euro die Person, sogar relativ kurzfristig gebucht, war nicht zu schlagen. Erst recht nicht, wenn man die lange Anreisezeit mit Bahn oder gar Auto bedenkt. Die Flüge waren zudem beide ziemlich unterbesetzt. Ist schon schön, wenn man eine ganze Reihe „Best Seats“ für sich alleine hat 😉 Auf dem Rückflug schmückte sogar eine bunte Lichterkette die Scheiben des Cockpits und die gesamte Crew schien schon ziemlich in Weihnachtsstimmung.

Um vom Budapester Flughafen aus in die Stadt zu gelangen, muss man sich erst mit dem Bus zur nächsten Metro-Endstation durchschlagen, um von dort aus in die Stadt zu kommen. Wenn man erst abends um 20 Uhr landet, Hunger hat und schnell ins Hotel möchte, muss das in einer unbekannten Stadt mit einer absolut unverständlichen Sprache nicht unbedingt sein. Taxis sind recht teuer, da der Flughafen weit vom Stadtzentrum entfernt ist. Auch sollte man hier, wie in Prag, den richtigen Anbieter finden, denn viele Fahrer zocken ab. Daher sei hier Airport Transfer Budapest empfohlen. Für umgerechnet 26,- Euro pro Strecke Festpreis (Stand 2017) geht es vom Flughafen aus in fast jede beliebige Ecke der Stadt, der Preis gilt für 1 bis 4 Personen zusammen. Dabei wird man direkt in der Ankunftshalle mit Namensschild abgeholt bzw. bei der Abreise zum gewünschten Zeitpunkt vor der Hoteltür erwartet. Sehr zuverlässig die Herren – und überpünktlich.

Und in der Weihnachtszeit fährt die Weihnachts-Tram!

Obwohl das Budapester Stadtgebiet recht groß ist, finden sich die meisten Sehenswürdigkeiten natürlich in einem relativ engen Umkreis um das Zentrum. Man sollte dennoch wert auf den ÖPNV legen, da er einem das Sightseeing doch merklich erleichtert. Wir waren trotz häufiger Nutzung der Bahnen im Durchschnitt 12 Kilometer täglich zu Fuß unterwegs. Sich alle Schönheiten der Stadt nur zu Fuß erlatschen zu wollen, wäre reine Zeitverschwendung. Das ÖPNV-System ist aber übersichtlich und trotz der Sprachbarriere schnell durchschaut. Es gibt drei Metro-Linien, die durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet sind. Dazu verkehren Trams auf sehr viel mehr Strecken überirdisch. Hinzu kommen noch die Busse, die wir jedoch gar nicht benötigt haben.

Was die Fahrkarten angeht: Wer länger als drei Tage da ist, sollte sich unbedingt ein Wochenticket besorgen. Den genauen Preis habe ich nicht mehr im Kopf, aber ich meine es seien rund 16,- Euro gewesen. Ein Drei-Tagesticket ist zwar günstiger, aber sobald man auch nur ein weiteres Tagesticket benötigt, wird das zusammen teurer als ein Wochenfahrschein. Klingt komisch, ist aber so. Mit seinem Ticket darf man dann uneingeschränkt alle Metros, Trams und Busse benutzen. Die Taktzeiten der Züge sind übrigens traumhaft – da könnte sich Köln noch eine Scheibe von abschneiden. Man wartet selten länger als fünf Minuten auf die nächste Bahn. Übrigens zählen die Uhren an den Bahnsteigen herauf statt herunter. Das heißt sie zeigen die Zeit an, wie lange eine Bahn schon weg ist und nicht, wie viele Minuten es noch dauert, bis die nächste kommt. Ob das der leicht melancholischen Grundstimmung geschuldet ist, die den Ungarn generell gerne nachgesagt wird, kann ich nur vermuten.

 

Das Hotel
Günstig sollte es sein, und trotzdem mehr als nur ein Raum mit einem Bett. Relativ schnell fand ich das Belvedere Hotel in Buda, also links von der Donau, recht nah am Burgberg gelegen. Es hat sich selbst vier Sterne gegeben, ein paar schöne Bilder auf der Webseite und auch gute bis sehr gute Bewertungen auf den üblichen Bewertungsportalen. Bei der Suche nach dem günstigsten Preis war die Entscheidung dann schnell gefallen – Bei Logitravel waren die sechs Nächte im Doppelzimmer inklusive Frühstück für 226,- EUR zu haben. Das sind 37,66 EUR pro Nacht beziehungsweise unglaubliche 18,87 EUR pro Person und Nacht! Ich kenne Jugendherbergen in Deutschland, die teurer sind! Das Belvedere ist noch relativ neu und sehr modern eingerichtet. Das Zimmer war ausreichend groß und sauber, die Betten bequem, das Bad toll. Das Beste aber: Im neunten Stock befindet sich ein für Hotelgäste kostenlos nutzbarer Wellnessbereich mit einem tollen Ausblick auf die Stadt. Auch hier alles sehr modern und sauber.

Wellness-Bereich im Belvedere Hotel

Der Pool ist zwar recht klein, nach 5-6 Zügen ist man einmal durch geschwommen, aber dafür hat man dabei Budapest im Blick ;-). In der Sauna kann man selber Aufgüsse machen und sie ist für etwa sechs Personen gleichzeitig geeignet. Und nach der Sauna kann man zum Abkühlen auf die große Dachterrasse hinaus über den Dächern der Stadt – toll! Wir waren täglich dort oben, um uns nach Sightseeing-Touren aufzuwärmen und hatten dabei nur zwei mal Gesellschaft.

Das Frühstücksbuffet bietet für jeden etwas – auch Warmes – und ist frisch und reichhaltig. Nur der Kaffee geht leider gar nicht. Die Lage des Belvederes ist auch klasse. Direkt vor der Tür befindet sich eine Tramhaltestelle, die ganz Faule in drei Minuten zum Szell Kalman ter bringt. Ab diesem Platz fahren zahlreiche weitere Trams und die Linie 2 der Metro, die einen in zwei Stationen auf die Pester-Seite ans Parlament fährt. Zu Fuß zum Szell Kalman ter sind es vom Hotel aus etwa acht Minuten. Bis zum Eingang zum Burgberg spaziert man vom Hotel aus etwa eine Viertelstunde.

Fazit:
Klar, wenn man sechs Nächte in einem Hotel verbringt, fallen einem immer mal ein paar Kleinigkeiten auf, die besser sein könnten. Je nach Zimmermädchen war die tägliche Säuberung zum Beispiel mal erfolgreich, mal nicht so. Auch die Holzliegen im Wellness-Bereich sind arg unbequem, weil ohne Auflagen. Aber hey: Das wäre alles meckern auf sehr hohem Niveau. Das Hotel kann nach deutschen Standard statt seiner vier mit guten drei Sternen bewertet werden und ist sowas von eine Empfehlung, das es kracht.

Vor allem zu dem Preis ist es einfach unschlagbar! Jederzeit gerne wieder! Übrigens: Mein Preischeck im Februar 2017 ergab an günstigen Reisetagen 50-75 Euro pro Zimmer im Belvedere. Scheint also ein wenig angezogen zu sein, ist aber immer noch ein Schnapperl!

 

Die Stadt
Wenn man sich vor der Reise ein bisschen einliest, bekommt man fast den Eindruck, dass Budapest am „Bayer Leverkusen-Syndrom“ leidet. Budapest war in den 1920er Jahren die am zweitschnellsten wachsende Stadt der Erde, hat heute noch die zweitgrößte Synagoge nach New York zu bieten, besitzt die zweitälteste U-Bahn und die zweitälteste Standseilbahn der Welt, darf sich des weltweit drittgrößten Parlamentsgebäudes rühmen etc. pp. Nur den ersten Platz, den gab es nie.

Aber Superlative sind nicht alles, denn in puncto Schönheit ist Budapest ganz weit vorne, so viel steht fest. Sicher sind hier und da gerade außerhalb des Zentrums noch Hinterlassenschaften des Sozialismus im Stadtbild zu entdecken. Generell darf man jedoch sagen, dass sich die Donau-Stadt in den letzten Jahrzehnten bemerkenswert herausgeputzt hat und sich zu einer der schönsten europäischen Metropolen zählen darf. Auch über den absoluten Touri-Kernbereich hinaus zählt sie zu den saubersten Städten, die ich je gesehen habe.

Alles leuchtet in dieser Stadt um die Wette

Natürlich kann ich nicht von den Vorstädten sprechen, da ich einfach nicht dort gewesen bin, sondern nur von den innerstädtischen Vierteln. Aber gerade als Kölner darf ich zum Beispiel erstaunt bemerken, dass ich in sechs Tagen nur einen Hundehaufen auf den immer sauberen Straßen gesehen habe. Auch die Bahnhöfe der Metro sind immer spiegelblank. Nirgendwo auch nur ein Coffee-to-go Becher oder ein Taschentuch auf dem Boden, das war fast schon unwirklich zu sehen.

Viele alte Gebäude wurden sehr sorgfältig restauriert, viele moderne Bauten fügen sich ohne zu stören in das Stadtbild ein. Aber was vor allem auffällt – Das Licht! Jedes auch nur halbwegs interessante Gebäude wird nachts angestrahlt. Auch die innerstädtischen Brücken leuchten um die Wette. Budapest im Dunkeln ist tatsächlich noch einmal doppelt so schön. Was für ein Glück, dass es im Dezember schon um Vier dunkel wird 😉

Auch sonst scheinen Architekten und Innenausstatter in der Stadt sehr auf Beleuchtungskonzepte zu stehen. Selbst in der kleinsten Kneipe sind irgendwo indirekte Strahler und Lichtleisten angebracht. Einfach nur ein paar helle Lampen oder sogar Neonröhren aufzuhängen damit es eben hell wird, scheint dort keine Option darzustellen. Zum Glück! Ganz anders also, wie kürzlich noch selbst in Portugal erlebt, wo man auch in einem besseren Restaurant zum gemütlichen Schein einer Leuchtstoffröhre schnabulieren darf.

 

Foyer der Oper

Budapest zur Weihnachtszeit
Da gerade von Licht die Rede ist: In der Weihnachtszeit legt die Stadt noch einen drauf. Man bekommt manchmal den Eindruck, die Budapester hätten Weihnachten erfunden. An jeder Ecke blinkt und blitzt es. Mal kitschig bunt, mal dezent hellgelb. Es gibt Straßen, allen voran der Prachtboulevard Andrássy út, an denen jeder einzelne Baum vom Stamm bis zu den Zweigen in Lichterketten eingewickelt ist. Und wir sprechen von vielen Hundert und großen Bäumen. Ganze Häuserfassaden in der Innenstadt leuchten abwechselnd in allen Farben und ein paar Mal in den Abendstunden rauscht sogar eine Weihnachts-Tram durch die Innenstadt – Zwei Tram-Wagen, die mit 20.000 Lichtern bespannt wurden.

Budapest rühmt sich auch des schönsten Weihnachtsmarktes in ganz Europa. Nuja, da sollte man dann doch die Kirche im Dorf lassen. Auch wenn er tatsächlich groß ist und einiges zu bieten hat, gibt es definitiv schönere. Was aber auffiel ist, dass alle „Freßbuden“ nur ungarische Spezialitäten geboten haben. Da war nichts mit China-Pfannen oder Pizza zu finden – gut so. Auch die tägliche Lichtshow auf der Fassade des Café Gerbeaud am Kopfende des Marktes ist beeindruckend.

Übrigens: Wer zur Weihnachtszeit reist und sich ein oder mehrere spezielle Restaurants ausgeguckt hat, sollte unbedingt vorher telefonisch anfragen. Die Budapester halten Weihnachtsfeiern ab wie blöde und blockieren damit – wie in Deutschland auch – gerne komplette Tischreihen oder sogar ganze Restaurants.

 

St. Stephans Basilika

Sightseeing
Das hier ist kein Reiseführer – es gibt mehr als genug Bücher und Webseiten, die sich mit Budapest auseinandersetzen. Trotzdem kurz aus der Fülle an Sehenswürdigkeiten ein paar absolute „Must-Sees“ für Leute, die zum ersten Mal in die Stadt reisen oder nur kurz Zeit haben.

Die schönsten Aussichten:
• Tram Linie 2 – Die Linie 2 fährt am Donauufer der Pester Seite vorbei und gibt einem für ein paar Cent pro Fahrschein schon einmal einen Eindruck von einigen der schönsten Ecken auf beiden Ufern der Stadt. Vor allem Abends zu empfehlen!

• Fischerbastei – Schon als Aussichtsplattform konzipiert, ist das 1902 fertiggestellte Monument eine Sehenswürdigkeit für sich. Der Ausblick auf die Pester Seite und das Parlament aber sind noch einmal so schön.

• Margaretenbrücke – Von der Mitte aus bietet sich die beste Aussicht auf alle Highlights des Stadtbildes. Auch hier am besten Abends oder in der Dämmerung (siehe Panoramafoto unten)

 

Die tollsten Gebäude:

• Matthiaskirche auf dem Burgberg – Neogotischer Prachtbau, von innen wie von außen.

• St.-Stephans-Basilika – Unglaublicher Renaissance-Pomp, den man gesehen haben muss. Vor allem die Kuppel. In einer Seitenkapelle erwartet einen außerdem das „eiskalte Händchen“ von König Stephan. Ziemlich zusammengeschrumpelt ruht es in einem Glasschrein und kann mittels Münzautomat beleuchtet werden. Schräg.

• Parlament – Eines der schönsten Gebäude, dass ich je gesehen habe. Bis 1904 erbaut und immer noch das größte Parlament Europas. Nur so monumental geraten, weil Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg noch einiges mehr an Staatsterritorium aufzuweisen hatte. Unbedingt eine der (für EU-Bürger kostenlosen) Führungen mitmachen. In der Regel täglich 2x auf Deutsch, Anmeldung nur persönlich und mit Personalausweis am Tor „X“ rechts neben dem Haupteingang.

• Gresham Palast – Beherbergt heute mit dem „Four Seasons“-Hotel das erste Haus am Platze. Einfach den Portier fragen, ob man mal einen Blick hineinwerfen darf … und staunen.

• Oper – Wer Opernfan ist, bekommt hier auf den billigsten Plätzen bereits ab umgerechnet rund 1,50 Euro ein Ticket! Aber auch sonst lohnt es, einfach mal in das pompöse Foyer hineinzuschauen.

• Heldenplatz – Mal eben zum 1000jährigen „Jubiläum“ Ungarns um die vorletzte Jahrhundertwende herum angelegt, findet sich auf dem monumentalen Platz das beeindruckende „Denkmal der Helden Ungarns“, flankiert von zwei der größten Museen.

• Pariser Passage – Am Ferenciek ter gelegen findet sich diese alte Einkaufspassage im Jugendstil-Mix. Leider schon fast ganz verwaist, aber unverändert und darum sehr authentisch. Hier klebt der Staub zentimeterdick auf alten Leuchtreklamen. Eine kleine Reise in die Vergangenheit mitten im Großstadttrubel.

… aber wie gesagt – dies nur als kleiner Ausschnitt aus den persönlichen Highlights.

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