Reisebericht USA Ostküste/Eastcoast / Tag 2

TAG 2 / WASHINGTON DC
Sonntag, 22.04.2012

Um sieben Uhr morgens wach. Aber kein „noch einmal umdrehen“-Wach sondern ein hellwach. Jetlag kann ja echt mal praktisch sein! Also raus aus dem megadicken Matratzenlager und ab zum ersten US-Hotel-Frühstück meines Lebens. Mir schwant böses, da ich ebensolches im Vorfeld gehört hab. Muffins oder Donuts auf Plastiktellern serviert an einem Pappbecher Spülwasser mit Kaffeegeschmack soll es auch in besseren Hotels als Standard geben. Umso mehr bin ich überrascht: Ein feistes Frühstücksbuffet präsentiert sich da. Aufschnitt (Wurst oder Käse) ist das einzige was fehlt. Ansonsten ist alles am Start, was man sich wünschen kann (auch viel Herzhaftes und frisch zubereitetes Warmes). Wir hauen uns ordentlich den Magen voll, soll ja bis heute Abend reichen. Dann eben noch schnell Rucksack und Regenkram packen und ab in die Metro.

Trübes Washington im Dauerregen

Wir fahren bis Smithsonian und werden a la „Braveheart“ von gutem schottischen Wetter begrüßt. Der Regen fällt fast lotrecht, nur leicht zur Seite geneigt. Dafür aber in sehr dicken Tropfen und bei etwa 15°C. Weather.com kann ich nur empfehlen, genau so ist es vorhergesagt – Dauerregen von morgens bis abends. Aber nutzt ja nix, die National Mall will erkundet werden. Ein Wort hierzu: Sie befindet sich im Zentrum der Stadt und ist quasi eine große, lange und sehr schön angelegte Parkanlage mit vier Kilometern Länge an jeder Seite und nur knapp 100 Metern Breite. An der Mall und in ihrer Nähe liegt schon sehr vieles von dem, was Washington als große Sehenswürdigkeiten zu bieten hat.

Sehr praktisch, wenn man nur einen Tag in der Stadt ist. Wir beginnen an dem riesigen Obelisken des Washington Monuments und stehen kurz danach vor dem unglaublich pompös angelegten Memorial für die US-Opfer des 2. Weltkriegs. Jou – DAS ist amerikanisch! Am Reflecting Pool entlang, der gerade trocken gelegt ist und wohl ausgebessert wird, erreichen wir das Korean War Monument, das mir sehr gut gefällt. Die GIs werden hier sehr lebensecht und realistisch als Statuen dargestellt, wie sie gerade einen Dschungel durchqueren. Das Wetter passt hierzu ausnahmsweise hervorragend.

Dann sind wir auch schon am Lincoln Memorial angelangt. Was für ein Gerät! Die sechs Meter hohe Lincoln-Skulptur wirkt darin fast winzig. Wirklich ein imposantes Bauwerk das genau tut, was es soll: Eindruck schinden. Der Blick hinüber an das andere Ende der Mall zum Capitol ist leider sehr neblig verhangen, aber trotzdem toll. Erst wenn man hier steht kann man sich annähernd vorstellen, was Martin Luther King bei seiner „I have a dream“-Rede von diesen Stufen aus empfunden haben muss.

Auf die andere Seite der Mall einschwenkend suchen wir nach einer trockenen Möglichkeit, einen warmen Kaffee zu uns zu nehmen, scheitern aber. Hier gibt es nur wenige „To Go“-Stände. Beim Vietnam War Memorial sind die nassen Hosenbeine aber schon fast wieder vergessen. Im Gegenteil zum WWII-Memorial ist es fast bescheiden angelegt und toll gemacht – OK, sehen wir von den drei wirklich kitschigen GI-Bronze-Statuen mal ab. Übrigens: Was uns nicht erst hier auffällt ist, dass viele Amis in kurzen Hosen und FlipFlops unterwegs sind! Gut, bis gestern war hier Sommer, aber da liegt ja nun mal eine Nacht dazwischen.

Egal – Wir müssen in Ermangelung eines Cafés immer noch trocknen und wollen uns hierzu ins National Museum of American History begeben. Es gehört wie die zahlreichen anderen Museen an der Mall zur Smithsonian Institution und ist, wie alle anderen auch, löblicherweise kostenlos. Vorher kommen wir noch am German-American „Garten der Freundschaft“ vorbei, der aber eher kümmerlich wirkt. Wir streifen Teile der Ausstellung des Museums kurz an, aber es sagt uns nicht so zu. Die Exponate sind irgendwie zu bunt gemischt, es ist irre voll und außerdem würde ich viel lieber mehr Zeit für das Air & Space Museum haben, dass quasi gegenüber auf der anderen Mall-Seite liegt.

Air & Space Museum – der Wahnsinn! Und dann auch noch gratis!

Nach dem obligatorischen Durchleuchten klappt mir dort in der Eingangshalle erst mal der Kiefer runter. Links einige Atomraketen aus den USA und der ehemaligen UdSSR, geradeaus zwei originale Apollo-Landekapseln, über mir ein Satellit und einige Flugzeuge … es würde sowas von den Rahmen sprengen zu erwähnen, was man hier alles sehen kann. Ich will mal so sagen: in den knapp vier Stunden, die wir hier verbringen, haben wir geschätzt 1/4 von allem intensiv sehen können und den Rest nur abgeklappert. Absolutes Highlight für mich war die „Kitty Hawk“ der Brüder Wright, das Spacelab und die Apollo 11 Kapsel. Dieses Museum ist einfach nur gigantisch. Kein Wunder, dass es nach eigenen Angaben das meistbesuchte der Welt ist.

Draußen regnet es übrigens immer noch, es wird sogar noch heftiger. Langsam naht die Dämmerung und wir müssen doch wenigstens noch am Capitol vorbei. Dort am Zaun hake ich dann das Vorhaben ab, das Weiße Haus auch noch einmal im Hellen zu besuchen. Wir sind schon wieder klatschnass und dazu könnten wir ein ganzes Schwein verdrücken. Im Burgerbrötchen serviert, versteht sich. Also hebe ich an einer der breiten und an diesem frühen Sonntagabend fast verwaisten Straßen spontan den Finger, als ein Taxi vorüber fährt.

Für ein paar Dollar fährt uns der nette Taximensch zur Union Station. Die soll nicht nur architektonisch schön sein, sondern auch einen riesigen Foodcourt zu bieten haben. Ersteres stimmt – mit Blattgold wurde hier mal nicht gespart. Zweiteres stimmt auch, nur haben dort fast alle Lokale und Geschäfte bereits geschlossen! Muss man nicht verstehen: Es ist Sonntagabend, 19.30 Uhr, wir befinden uns in einem riesigen Hauptbahnhof mitten in der Machtzentrale der westlichen Welt und hier sind schon die Bodenfliesen hochgeklappt!?

Leicht Frustriert setzen wir uns am Ende des laaangen Foodcourts in den McDonald’s – das einzige, was noch offen zu haben scheint. Leider ist der sehr dreckig und arschkalt (Die Klimaanlagen werden in diesem Land ja gerne auf „kälter als draußen“ eingestellt, egal wie kalt und nass es draußen ist). Außerdem gammeln hier einige nicht wirklich koschere Typen rum. Schnell würgen wir unsere Menus runter und verschwinden in die Metro. Im Hotel gönnen wir uns noch einen Absacker und fallen schon nach zehn todmüde in die Heia.

HOTEL-CHECK
Das Crystal Gateway Marriott in Arlington/Virginia ist verkehrstechnisch super gelegen, weil es im selben Gebäude gleich eine Metro-Station bietet – Fünf Minuten bis Washington. Das große Haus hat eine schöne Lobby mit Bar und freiem Wlan, große und super-saubere Zimmer, tolle Betten. Alles leicht gehobener Standard und nicht zu teuer (wenn man früh genug bucht). Das Frühstück war im Preis mit drin und ist sehr empfehlenswert.

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