Spannende Südstaaten – USA 2017 / Tag 5

Dienstag, 31.10.2017
/ New Orleans /

Heute morgen steht mal kein Termin an. In Ruhe frühstücken wir im Hotel. Gleich neben dem Frühstücksraum geht es nach draußen zum Pool. Zwar wäre es warm genug – aber keine Zeit, keine Zeit. Außerdem sieht es dort ein wenig „gruselig“ aus. Das Alder (Hotel-Check am Ende dieses Tages) war früher einmal ein Schwesternheim für das Ochsner Baptist Hospital gleich nebenan. Der Pool grenzt direkt an die Mauern des großen Krankenhauses und hat grob die Form eines Sargs. Flankiert wird der Bereich von drei Wänden: Einmal eben dem Krankenhaus mit vielen Fenstern zu Patientenzimmern oder Operationssälen, auf der Stirnseite dem offenen Parkhaus des Hospitals und schließlich vom Hotel selbst. Brrr …

 

Ab zu Tom Hanks in die Normandie
Übrigens: Heute ist Halloween! Abends wird es also tatsächlich gruselig werden, aber vorher geht es in das National World War II Museum in den Business District von New Orleans. Wobei … okay, Krieg ist natürlich auch Horror. Parken ist dort im eigenen Parkhaus kein Problem. Ohnehin muss ich in dieser Stadt feststellen, dass man sehr gut mit dem Auto von A nach B gelangen kann. Das Museum wurde 2000 eröffnet, hat eine ziemlich verrückte Architektur und war 2017 laut Tripadvisor das zweitbeliebteste Museum weltweit.

WWII Museum New Orleans

Ich bin sehr gespannt, wie man den kompletten Zweiten Weltkrieg, natürlich aus Sicht der USA, in nur einem Museum dargestellt hat. Ich bin ja ganz gut im Thema, habe schließlich vor einigen Jahren den Zeitreiseführer Köln 1933-1945 und den Zeitreiseführer Eifel 1933-1945 geschrieben, zwei zeithistorische Reiseführer. Sorry, aber ein wenig Werbung darf ja auch mal sein. Demzufolge – und weil alles logischerweise sehr kompakt dargestellt ist – erfahre ich nicht viel Neues. Aber die Präsentation ist schon Hammer. Die Amis können einfach Museen, das hab ich schon öfters in diesem Blog hier erwähnt.

Wir starten in einer Ausstellung namens „Road to Berlin“, die, wie der Name schon sagt, den Weg der Alliierten von der Normandie bis in Hitlers Hauptstadt nachzeichnet. Da wird zum Beispiel mal eben ein gesamter Strandabschnitt in der Normandie nachgestellt. Im Bereich Ardennenoffensive steht man plötzlich in einem originalgetreu (wie gesagt, da kenne ich mich aus) nachgebauten Wehrmachtsbunker in der Eifel und gleich darauf in einem verschneiten Eifel-Wald. Auch eine ausgebombte Kölner Wohnung wird dargestellt. Die gute Sound-Installation und diverse Projektionen lassen die Schlacht tatsächlich lebendig werden. Wirklich gut gemacht.

 

Im Kino schneit’s
Zum Museum gehören noch viele andere Bereiche, alleine zwei Hallen mit großem und kleinem Kriegsgerät vom Bomber bis zur Haubitze. Ich will hier nicht langweilen, Interessierte schauen sich die Bildergalerie unten an oder klicken auf die Website des Museums. Erwähnenswert ist noch der 4D-Film „Beyond all Boundaries“, der von Tom Hanks produziert wurde und exklusiv hier zu sehen ist. Was das „4D“ angeht, ist man darin schon ein wenig in der Kirmes-Abteilung gelandet. Ja, der Streifen ist gut gemacht, klar. Das ganze wird auf einer riesigen gebogenen Leinwand gezeigt, dazu kommen erstklassige Sound- und Lichteffekte, Rauch oder Wind. In den Sitzen wird man gut durchgerüttelt und an einem Punkt schneit es sogar im Saal. Dazu tauchen immer wieder aus dem Nichts passend zu den Szenen echte Fahrzeuge, Zäune, Wachtürme oder andere Bauten vor und neben der Leinwand auf. Ist schon beeindruckend, aber eben auch ein bisschen drüber. Fazit: Wer in der Stadt ist und sich für den 2. WK interessiert, sollte dort schon mal vorbeischauen.

 

Kentucky Fried Chicken und Zombies
Wir schaffen nicht alles, wollen wir auch nicht. Dafür ist der Tag draußen mit 24 Grad und Sonne viel zu schön. Es ist früher Nachmittag und wir beschließen, einfach wieder auf unseren Billig-Parkplatz (siehe Tag 3) zu rollen und durch die Stadt zu spazieren. Natürlich landen wir schließlich wieder im French Quarter, wo wir die Musik, die tollen Häuser und die Blumen genießen. Zwischendurch liegen wir auch mal eine Stunde faul auf einer Bank im Park des Jackson Square und gucken Leute. Das lohnt sich heute mehr denn je, denn viele sind schon halloweenesk herausgeputzt.

Mitten auf der (ungesperrten) Straße hört ein Pulk einer Band zu – New Orleans ist toll!

Da laufen Zombies, Horrorclowns, aber auch Feen, Bienchen oder der Kentucky-Fried-Chicken-Mann herum. Später am Nachmittag beehren wir zum wiederholten Mal das Market Café für ein frühes Abend- oder ein spätes Mittagessen. Denn heute Abend ist dazu keine Zeit. Dort knallt die Sonne auf die Terrasse, eine Jazzband spielt, der Burger schmeckt und jede Menge Verrückte laufen an einem vorbei – härrlisch! Das berühmte Cafe du Monde in der Nähe lassen wir links liegen, wie die Tage zuvor auch. Die Schlange dort ist zu jeder Tageszeit mörderisch, jeder will ein Beignet ergattern. Quasi Fettgebackenes mit Puderzucker, ’n Krapfen halt – aber eine Spezialität der Stadt.

 

Rasiert wie in den 1940ern
Es bleibt noch genügend Zeit, um die verpasste Rasur auf dem Voodoo-Festival vor zwei Tagen nachzuholen. In der 625 Bienville Street im French Quarter kehre ich spontan in den Monteleone Barber Shop ein, der zu dem gleichnamigen Hotel gehört. Was soll ich sagen: Pat O‘ Connell führt den Laden dort seit 40 Jahren. So sieht er auch aus (der Laden, nicht Pat). Und die Rasur, also ein formvollendeter Hot Shave, ist wirklich ein Erlebnis. Noch nie in meinem Leben hat sich mein Gesicht so makellos sauber angefühlt. Ich saß locker 45 Minuten in einem der 1940er-Jahre-Barbersessel und bekam immer wieder vor, zwischen und nach der eigentlichen Bartschneiderei diverse Cremchen und Tinktürchen ins Gesicht geschmiert, das danach kurz in ein heißes Tuch eingepackt wurde, bevor die nächste Behandlung folgte. Bei Creme acht hab ich aufgehört zu zählen. Pat freut sich, dass er in diesem Blog hier erscheint und gab mir deswegen sogar 50 Prozent Discount. Also nix wie hin, Herren der Schöpfung!

 

Das Horror-Haus von Nicholas Cage
Zurück am Jackson Square warten wir die Dämmerung bei einem kleinen Whisky-Flachmann im Park ab und bleiben so lange, bis wir um 19 Uhr hinausgekehrt werden. Dann schließt der Park seine Tore. Trotzdem sind wir schon goldrichtig, denn direkt vor den Toren der St. Louis Cathedral findet sich eine Viertelstunde später im Gewusel all der kostümierten Horror-Gestalten ein kleines Grüppchen zusammen, dass wie wir um 19.30 eine Gruselführung bei Free Tours By Foot gebucht hat.

Mehr Halloween geht nicht

Unser Führer ist Kyle, der sich als blutrünstiger Quäker verkleidet und einige wirklich düstere Stories rund um das alte und moderne New Orleans auf Tasche hat. Zwei Stunden lang führt er uns an verwunschene und mörderische Ecken im French Quarter und erzählt deren Geschichten. Eines der Häuser, in dem schreckliche Misshandlungen und Morde an Sklaven geschahen und das bis heute als verflucht gilt, hatte einst unwissenderweise Nicholas Cage gekauft. Wohl aber schnell auch wieder abgestoßen. Die Storys sind so gut, dass ich hier keine wiedergeben will. Macht sie selber, die Führung – sehr empfohlen! Klar – an Halloween sicher doppelt geil, weil ohnehin viele abgerissene Gruselgestalten durch das Quarter tapsen. Übrigens, was Halloween angeht: Im letzten Jahr waren wir zu diesem Zeitpunkt ja in San Diego und dort war auf der Ausgehmeile bedeutend mehr los. Das hatte schon Züge von Karneval in Köln. Allerdings war es damals das Wochenende vor Halloween und hier in New Orleans ist schließlich ein ganz normaler Dienstag, gefolgt von einem ganz normalen Mittwoch.

Übrigens: Die Fotos aus dem Museum sind aus Gründen der Faulheit alle mit dem Smartphone entstanden, daher die bescheidene Qualität.

 

HOTEL-CHECK
Man konnte noch die Farbe und die neuen Möbel riechen, so frisch hatte das Alder Hotel kurz wenige Wochen vor unserem Bezug eröffnet. Die sehr großen Zimmer sind retro-modern eingerichtet, die Betten himmlisch, das Frühstück echt okay. Zudem stimmte die Rate für das Doppelzimmer absolut. Kostenloses Parken gibt es gleich gegenüber und die Lage ist für Leute mit Auto ziemlich perfekt, alles ist in 10 bis 15 Minuten zu erreichen. Zu Fuß vom French Quarter zum Hotel gehen ist nicht unbedingt anzuraten. Ein echter Budget-Tipp also, der sich gar nicht nach Budget anfühlt.

 


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