Northwest at it’s best – Reisebericht USA 2017 / Tag 4

TAG 4 / PORTLAND – COLUMBIA RIVER GORGE – PORTLAND
Dienstag, 23.05.17

Sehr hohe Wasserfälle, ein mächtiger Fluss, jede Menge Grün, Schnee, ein Berg mit 3425 Metern und ein Gruselhotel erwarten uns heute. Nein, nicht unseres. Doch hier startet natürlich dieser Tag mit dem aufziehen der schweren Vorhänge im Stinke-Motelzimmer. Die Nacht war okay, aber wie gestern schon gesagt – keine Empfehlung. Das wird noch klarer, als wir den Frühstücksraum betreten (ungewöhnlicher Weise hat ausgerechnet dieses Motel als einziges der Reise Frühstück inklusive).

Dann lieber woanders jagen
Aber was für eins: Ausgepackter, trockener Kram, der bestimmt morgen auch wieder da steht. Dazu eine Buffetpfanne mit matschigem Pulver Rührei und eine mit billigsten Burger Patties, die traurig vor sich hin dampfen. Ein Angestellter kratzt gerade in der Rühreipfanne Angebackenes vom Boden und mischt es unter, die Tür zur „Küche“ offen. Kennt ihr das, wenn in einer Werkstatt die Werkzeuge an der Wand hängen und mit Edding drum herum gemalt wurde, so dass man immer an den Umrissen erkennen kann, was da bitteschön am Nagel zu hängen hat? Genau so sah die Küchenwand aus, nur eben für Löffel, Schneebesen und anderes. Man braucht kaum zu erwähnen, wie siffig die Wand aussah. Nee, komm. Ab zu Starbuck’s um die Ecke.

Sind wir hier zuhause?
Das Wetter verspricht einen perfekten Tag. Es ist nicht mehr so heiß wie gestern und die Sonne strahlt. Ich lenke das SÜVchen auf die nahe Interstate 84 und schalte den Tempomat ein. Schon nach einer guten Viertelstunde können wir rechts auf den Historic Columbia River Highway abbiegen, der durch die Columbia River Gorge führt. Immer hart an diesem großen Fluss entlang, der teilweise wie ein See wirkt. Erster Stopp: das Vista House. Vor 100 Jahren wurde es, wie der Name schon verrät, einzig und allein erbaut, um von dort aus die tolle Aussicht auf den Columbia zu genießen. Das tun wir denn auch ausgiebig bei einem guten Espresso, den man in der Kaffeebar im Keller des historischen Gebäudes erstehen kann. Ein ganz kleines bisschen erinnert der Blick an das Rheintal daheim, nur größer.

Blick vom Vista House auf den Columbia

Wasserfall-Parade
Weiter geht es auf dem kleinen Highway, der mitten durch das satte Grün hindurchführt. Auf den nächsten Meilen reihen sich eine Menge Wasserfälle aneinander. Einige kann man – typisch amerikanisch – sozusagen fast vom Auto aus bewundern, zu anderen wird ein kleiner Spaziergang oder eine Mini-Wanderung fällig. Schilder an der Straße weisen auf die Fälle hin, Parkplätze gibt es auch ausreichend. Wir starten mit den 75 Meter hohen Latourell Falls. Sehr beeindruckend. Das Licht ist leider nicht perfekt für tolle Fotos, aber man muss ja auch mal ohne Kameralinse vor den Augen genießen können.

Nur ein paar Minuten weiter gibt es die Bridal Veil Falls. Eine Spaziergang durch ein saftiges, vermoostes Stück Wald führt zu dem Doppel-Wasserfall. Der ist viel kleiner als der vorhin, aber nicht weniger schön. Durch den mystischen Wald drumherum wirkt er noch mehr – unbedingt gucken gehen! Übrigens: Auf den Parkplätzen wird auf Schildern vor Autoknackern gewarnt, was man ernst nehmen sollte! Wir sahen nicht nur einmal Scherben von Autoscheiben in den Parkbuchten. Also alle Wertsachen mitnehmen und Handschuhfach offen lassen. Ob ein Zettel mit „We’ve got all valuables with us, this car is empty – really!“ auf dem Armaturenbrett hilft, weiß ich nicht. Geschadet hat er uns jedenfalls nicht 😉

Historic Columbia River Highway – Multnohma Falls

Der König der Fälle
Die Multnohma Falls sind unbestritten die Könige hier, das sieht man nicht nur am sehr großen Parkplatz und den Touristenfängern (Restaurant, Snacks, Souvenirs) davor. 189 Meter rauscht das Wasser in zwei Stufen vom Berg, dazwischen eine kleine Bogenbrücke, auf der man sozusagen mittendrin steht. Schon ein richtig toller Anblick. Zum Abschluss halten wir noch an den lauschigen Horseshoe Falls, die man quasi direkt vom Auto aus genießen könnte. Theoretisch. Wir steigen natürlich aus und setzen uns ein wenig ans Wasser. Schon bemerkenswert, wie viele Naturwunder man hier auf diesem kleinen Highway in ein paar Stunden erleben kann. Diese Tour sollte sich unbedingt jeder gönnen, der in der Nähe ist.

Weiter ins Hochgebirge
Aber der Tag ist ja erst halb vorbei! Kurz vor Hood River biegen wir auf einen Viewpoint ab, der einmal mehr den Columbia präsentiert. Der ist hier sehr breit, wirft auch richtig Wellen. Erinnert irgendwie an eine Mischung aus Rhein und Gardasee. Ein einsamer Stand-Up-Paddler kämpft gegen den Wind und kommt einfach nicht voran. Auf den Schienen neben dem River quietscht sehr langsam ein endloser Güterzug entlang. Wir zählen 101 Wagen. Komischerweise ist kein einziges Schiff zu sehen.

Im putzigen Ort Hood River verlassen wir den Columbia River Highway und biegen rechts auf die 35 ab. Schnell noch Tanken und dabei ein Kuriosum erleben, denn in Oregon ist es verboten, sein Auto selbst zu befüllen. Zu gefährlich … 😉 Man fährt also an die Zapfsäule und ein Angestellter erledigt den Rest, während man schon mal in den Shop zum Bezahlen gehen kann. Mount Hood heißt danach unser Ziel – mit 3425 Metern der höchste Gipfel Oregons. Auf dieser Strecke hier kann man ihn perfekt umrunden und hat so immer wieder tolle Sicht auf den mit Gletschern bedeckten Riesen – übrigens auch ein Vulkan wie der gestern besuchte Mt. St. Helens.

Die Straße schraubt sich immer höher und es wird merklich kälter. An der Südflanke des Berges, die 35 ist bereits in die 26 übergegangen, geht es rechts ab in die Timberline Road, die zur Timberline Lodge führt. Der SUV kämpft sich immer höher die Kurven hinauf und auch die Schneeberge am Straßenrand wachsen ständig. Oben auf 1830 Metern angekommen endet die Straße auf dem Parkplatz der Lodge. Wir hüpfen mit Shorts und T-Shirt erst einmal direkt in den Schnee und bauen Schneebälle. Macht man einfach viel zu selten Ende Mai – vor allem, wenn man am Vortag bei 40 °C geschwitzt hat.

Zu Besuch bei Stanley Kubrick
Die Timberline Lodge gleich nebenan ist noch halb eingeschneit, vor dem Eingang verrät ein großer Metalltunnel, dass das Hotel im Winter mindestens zur Hälfte vom Schnee verschluckt sein muss. Und wer es bis jetzt immer noch nicht geraten hat: Die Lodge ist das „Shining“-Hotel aus dem berühmten Gruselstreifen von Stanley Kubrick nach einem Roman von Steven King. Wer kennt nicht den irren Blick von Jack Nicholson, der als Hausmeister des im Winter verlassenen Hotels durchdreht und seine Familie mit einem Beil jagt? Viele Außenaufnahmen wurden hier gedreht, das Film-Hotel selbst entstand hingegen in Studios bei London, wurde allerdings inspiriert von der Timberline Lodge.

Timberline Lodge – Manche Fenster sind noch zugeschneit

Innen erinnert daher nicht viel an den Klassiker, wenn man von ein wenig Merchandise im Shop absieht. Trotzdem wirkt das wuchtige hölzerne Interieur der Lodge düster und auch etwas gruselig. Ein (verbotener) Blick auf einen Zimmerflur ebenso. Im großen Gemeinschaftsraum mit Kamin, von dem aus die Restaurants abgehen, ist von Shining aber nichts mehr zu spüren. Hier kann man dem luxuriös-rustikalen sowie historischen Wintersporthotel sogar etwas Charme abgewinnen. Generell war es mir aber zu dunkel und zu brachial. Hier im Winter so richtig eingeschneit zu werden bis man das Fenster nicht mehr öffnen kann stelle ich mir sehr gruselig vor.

Zurück in die Zivilisation
Wieder „unten“ auf der 26 geht es langsam aber sicher durch immer noch schöne Natur zurück nach Portland. Unsere Tour endet am frühen Abend in einem Vorort von Portland. Auch hier ist es merklich abgekühlt, etwa 23 Grad hat es noch. Was nun? Der Tag war ja schon richtig toll und abwechslungsreich. Gegessen haben wir seit dem Frühstück aber nichts und dementsprechend Kohldampf. Zuerst in die City um sich noch etwas anzusehen ist also keine Option. Je näher wir Downtown kommen ist klar: Wir wollen wie gestern noch mal in die Fat Head Brewery. In einer Nebenstraße findet sich sogar ein Parkplatz.

Draußen ist ein heftiger Wind aufgekommen, der einem zum Pullover greifen lässt. Gemessen an gestern Abend ist es mal eben 20-15 Grad kühler. Dementsprechend setzen wir uns auch nach drinnen in die sehr große aber trotzdem gemütliche Halle, genießen tolle Burger, während neben uns ein Malkurs abgehalten wird. Nach dem Essen steht die Sonne schon sehr tief, es geht auf 21 Uhr. Draußen pfeift der Wind, die Menschen tragen Jacken statt wie gestern Shirts und Shorts. Wir sind sehr müde nach diesem Tagesausflug und beschließen, Portland Portland sein zu lassen. Ein leicht schlechtes Gewissen ist dabei, man könnte ja einige Sights verpassen. Aber irgendwann ist auch mal gut, wir sind durch für heute. Im Motel werden bei einem Bier noch Fotos gesichtet und Late Night geguckt, bevor es in die Heia geht.


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2 Gedanken zu „Northwest at it’s best – Reisebericht USA 2017 / Tag 4“

  1. Ihr seid ja meine Route quasi anders rum gefahren. Schön, viele Orte hier wieder zu sehen 🙂 Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber das Vista House habe ich verpasst 🙁 Hätte ich zu gerne gesehen. Ich habe den Eindruck, dass Ihr insgesamt nicht sonderlich begeistert von Portland seid, oder ? Mir ging es nämlich so, fand an der Stadt nichts besonders erwähnenswertes. Nur die Übernachtung war im Hostel um einiges günstiger 😉

    1. Die Aussicht vom Vista House lohnt sich schon, das Haus selbst ist okay, aber kein Must-See. Also nicht ärgern 😉 Und ja, Portland ist halt so ’ne Stadt. Hat sicherlich auch etwas zu bieten, aber wir fanden es nur nett, nicht spektakulär. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich aber ja zugeben, dass wir nicht wirklich viel Zeit darin verbracht haben.

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