Northwest at it’s best – Reisebericht USA 2017 / Tag 1

TAG 1 / VICTORIA-SEATTLE
Samstag, 20.05.17

Nur kurz angemerkt: Ich schließe hier nahtlos an den Reisebericht Kanada (British Vancouver) an. Diese Reise habe ich der besseren Übersichtlichkeit halber in zwei Berichte aufgeteilt.

Der Tag beginnt früh – macht aber nix, denn heute geht es von Victoria/Canada mit der Fähre nach Seattle/USA! Auf diese Stadt bin ich seit 25 Jahren gespannt … Während Rebekka im Motel unseren Kram zusammenpackt, fahre ich mit unserer Leih-Schüssel in die Innenstadt von Victoria, um sie bei Avis abzugeben, was recht flott geht. Zurück nehme ich mir ein Taxi. Ein schnelles Frühstück bei Starbucks später, wo es sich gefühlt die halbe Polizei von Victoria schmecken ließ, rollen wir mit unseren Koffern vor die Rezeption des ZED Motels. Denn das bietet einen sehr ungewöhnlichen Shuttle-Service in die City – mit einem kreischend pink lackierten und tiefergelegten VW Bus aus 1960. Drinnen gibt’s zwar mehr Benzindämpfe als Sauerstoff auf die Lungen, aber dafür guckt einem draußen so ziemlich jeder hinterher.

Mit der Flugzeug-Fähre in die USA
Das Terminal des Victoria Clippers, unserer Schnellfähre in die US of A, liegt direkt am Hafen Victorias in Spuckweite des Parlaments. Kaum haben wir uns aus dem Hippie-Bus geschält, können wir auch schon gleich draußen vor dem Terminal unsere Koffer aufgeben. Die werden übrigens nicht durchleuchtet, sondern in große Kisten gepackt, die ein Kran später aufs Achterdeck der Fähre hievt. Dort werden sie einfach mit Ratschebändern gesichert. Nach der Abgabe heißt es anstellen und warten. Die Schlange reicht weit aus dem kleinen Fährterminal hinaus auf den Hof. Die Sonne knallt und es bewegt sich nichts. Nach einer halben Stunde tippeln ganz langsam die ersten nach vorne. Längst ist klar, dass die Fähre nicht pünktlich ablegen wird.

Die Immigration Officer sind nett, lassen sich aber auch viel Zeit. Man checkt bereits hier im Fährterminal quasi in die USA ein, also dass, was man normalerweise nach der Landung auf einem amerikanischen Flughafen erledigen muss. Auch das Handgepäck wird übrigens nicht gefilzt, komisch eigentlich. Dennoch zeige ich das Bear Spray, welches wir noch dabei haben, unser Officer fragt seine Kollegen, aber keiner weiß so wirklich, ob das okay ist, oder nicht. Schließlich werde ich damit einfach durch gewunken.

Der Victoria Clipper ist eine moderne Schnellfähre und eigentlich sitzt man darin, wie in einem Flugzeug. Nur die Fenster sind größer. Snacks gibt’s auch und man darf achtern sogar raus gehen, was aber durch den heftigen Fahrtwind nicht so viel Spaß macht. Trotzdem gehen die 2:45 Stunden Fahrtzeit recht schnell um. Vor allem die letzte halbe Stunde, als man hin und wieder einen Blick auf die Skyline von Seattle erhaschen kann. Immer mal wieder blitzt die Spitze der Space Needle über die Hügel am Ufer bis man schließlich „um die Kurve biegt“ und richtig darauf zu fährt.

Guess what?

Wohnung mit Aussicht neben Bill Gates
Eine halbe Stunde sind wir zu spät am Pier angekommen, aber es geht recht fix runter vom Schiff und wer nichts zu verzollen hat, kann sich gleich sein Gepäck greifen und aus dem Terminal gehen. USA – Da simmer widder! Wir schnappen uns gleich eins der zahlreichen Taxis an der Straße, dass uns zur Alamo-Station mitten in der City bringt. Hier nehmen wir in einem Parkhaus den gebuchten „Midsize SUV“ in Empfang – unseren Begleiter für die nächsten sieben Tage. Ich würde den fast fabrikneuen Nissan Rogue jetzt eher als Fullsize einordnen – was für ein Schiff! Aber beschweren tu ich mich natürlich auch nicht 😉 Und schon cruisen wir im gemächlichen Samstagnachmittagsverkehr durch Seattle in Richtung der AirBnB-Unterkunft.

Deren Lage ist der Hammer – zehn Minuten zu Fuß von der Space Needle und somit auch dem Museum of Pop Culture (MoPOP) und dem Chiuly Glass Garden entfernt. Und die Wohnung selbst – wow! Aussicht auf die Skyline, schön groß, alles da, was man braucht … (Unterkunfts-Check wie immer am letzten Tag des jeweiligen Aufenthalts). Wir lassen uns selber ein, der Vermieter Zac hat vorab per AirBnB-Nachricht in der App den Türcode mitgeteilt und wo der Apartmentschlüssel zu finden ist.

Schnell frisch machen und raus! Ganz schön bergig hier, fast wie in San Francisco. Die Bill & Melinda Gates Foundation, die nur fünf Fußminuten entfernt die Straße runter zu finden ist, hat leider schon geschlossen. Das dortige Besucherzentrum hätte mich interessiert. Doch die schiere Gebäudegröße dieser Wohltätigkeitsstiftung des Microsoft-Gründers ist schon beeindruckend. Und dann stehen wir auch schon im Park rund um die Space Needle. Jede Menge Skulpturen, ein kleiner Markt und viel Volk an diesem sonnigen Samstagnachmittag.

Wir laufen einmal durch den Park und bewundern die abgefahrene Architektur des MoPOPs von außen. Hat man übrigens quasi auch Microsoft zu verdanken: Co-Gründer Paul Allen ist für das Mega-Museum verantwortlich, das von außen an eine zerschlagene Gitarre erinnern soll. Architekt war wieder einmal Frank Gehry, von dem wir jetzt schon weltweit so einige schräge Gebäude bewundern durften, zuletzt etwa in Las Vegas. Wer sich wundert, wieso all die Microsoft-Kohle in Seattle verbaut wurde: Im sehr nahen Redmond sitzt der Software-Gigant. Überhaupt ist die Region hier gespickt mit großen Firmen: Amazon etwa stammt aus Seattle und hat hier sein Hauptquartier, genau wie Starbucks.

Pike Place Market im Abendlicht

Ich schweife ab. Wir lassen die imposante Needle hinter uns und spazieren runter zur Bay. Am Olympic Sculpture Park vorbei direkt an die Waterfront. Viele sehr aufgemotzte Teenies tummeln sich hier. Es ist Prom-Night – die Nacht des berühmten High School Abschlussballs – und viele machen dort am Wasser Fotos von sich mit ihrem Partner. Wir laufen am Wasser entlang, immer in Richtung Downtown, vorbei am Fährterminal, an dem wir eben angekommen sind. An der echt schönen Bell Harbor Marina sehen wir plötzlich „ihn“ über all die Mastspitzen der Boote hinweg: Mount Rainier! Erhaben thront seine Schneekuppe am Horizont. Wow, das sieht toll aus. Überhaupt haben wir Glück in „Rain City“ – es ist echt warm bei toller Sonne und jetzt noch dieser Blick auf den 4400-Meter-Vulkan … Rainier soll nur an 80 bis 150 Tagen pro Jahr von Seattle aus sichtbar sein.

Ein Iraner und die Mega-Aussicht
Gleich hinter uns ist das „Anthony’s“ – laut Tripadvisor ein absoluter Kult-Imbiss mit guten Seafood. Hier essen wir mit Hafen- und Bergblick und laufen anschließend noch ein wenig durch Downtown. Am berühmten Pike Market vorbei, den wollen wir uns morgen ansehen, geht es grob zurück in Richtung Wohnung. Allerdings zieht sich der Weg und die Sonne senkt sich bedrohlich – ich möchte doch unbedingt einen guten Platz im Kerry Park ergattern – einem der schönsten Plätze, um den Sonnenuntergang in Seattle zu beobachten. Also halten wir nach einem Taxi Ausschau, doch es dauert, bis endlich mal ein freies um die Ecke kommt. Vor der Wohnung wechseln wir sofort ins Auto und brauchen keine fünf Minuten bis zum Kerry Park. Parkplätze gibt es an der Straße genügend und es haben schon viele Fotografen ihre Stative aufgebaut. Die Aussicht ist beeindruckend. Wirklich großartig. Aber es gibt hier unten ja genug Fotos zu sehen.

Seattle @ Sunset vom Kerry Park aus

Ich baue mein „Basislager“ auf einem Stromkasten etwas abseits vom Gewühl aus. Ein Ami aus San Diego spricht mich an, ob er sich dazu stellen dürfe. In den nächsten anderthalb Stunden lernen wir uns ein wenig kennen und ich lasse ihn auch mal mein Stativ benutzen, denn seins hat er vergessen. Es stellt sich heraus, dass er ursprünglich Iraner ist und 1984 als Kind mit seiner Familie zuerst nach Deutschland geflohen ist, um später nach Kalifornien überzusiedeln. Als die blaue Stunde vorbei ist und die Nacht hereinbricht verabschieden wir uns und fahren noch die Queen Anne Street entlang. Süß ist hier, fast kleinstädtisch. In einem Supermarkt erstehen wir ein paar Snacks und Getränke und lassen den Abend später auf „unserem“ Balkon mit ein, zwei Bier und dem geilen Blick über die Skyline ausklingen. War ein toller Tag! Aber die Vorfreude auf morgen ist noch größer – denn dann ist eine Grunge-Tour angesagt!


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