Spannende Südstaaten – USA 2017 / Tag 10

Sonntag, 5.11.2017 / Memphis 

Graceland und Martin Luther King – dieser Tag verspricht eine einzige Zeitreise zu werden. Die startet schon halb acht morgens bei drückender Schwüle. Das frühe Aufstehen tat nicht ganz so weh, da wir heute Nacht eine Stunde geschenkt bekamen. Die Zeitumstellung hier erfolgt eine Woche später als bei uns in Deutschland.

Hier im La Quinta gibt es – neben Miss Jessies natürlich – das beste Frühstück der Reise bisher. Und viel kommt da ja auch nicht mehr, da wir uns in Atlanta selbst verköstigen werden. Aber bis dahin sind noch zwei Tage und dieser hier wird besonders toll zu werden. Sofort nach dem Frühstück geht es mit Paul Simons Klassiker im Ohr auf die kurze Autofahrt Richtung Graceland. Da dieser Besuch sehr viele Fotos hervorgebracht hat und es sehr viel zu erzählen gab, habe ich einen eigenen Artikel darüber verfasst. Ansonsten wäre dieser Reisebericht-Tag hier ins Unendliche gewachsen.

Auf diesem Balkon starb Martin Luther King.

MLK
Nach dem sehr beeindruckenden Besuch von Elvis’ Heimstatt stehen 15 Minuten Fahrt zum zweiten Highlight des Tages an: Das National Civil Rights Museum. Der Ort, an dem Martin Luther King erschossen wurde und der heute nicht nur an dieses traurige historische Ereignis erinnert, sondern ein sehr große Ausstellung beheimatet.

Vorher machen wir kurz Halt am legendären Sun Studio, in dem Elvis seine erste Platte aufnahm. Das Gebäude scheint aus der Zeit gefallen, sieht noch so aus, wie in den 1950ern. Man kann auch hinein, aber wir haben ja keine Zeit, machen nur schnell ein Foto vor der Tür. Zehn weitere Minuten später stehen wir auf dem Parkplatz des ehemaligen Lorraine Motels, in dem Martin Luther King am 4. April 1968 starb. Exakt 50 Jahre später kam am selben Tag übrigens unsere Tochter zur Welt, aber das nur nebenbei 😉

Seit 1982 steht von dem eigentlichen Lorraine nur noch die Fassade, an die ein sehr großes Museum angebaut wurde. Von außen sieht es noch exakt so aus, wie an jenem schicksalshaften Tag. Alles ist sauber rekonstruiert, sogar die Autos, die vor dem ehemaligen Motel parken, sind die gleichen Modelle wie die am Todestag. Auf dem Balkon im zweiten Stock, von dem die einzelnen Motelzimmer abgehen, hängt an einer Stelle ein Gedenkkranz. Exakt dort starb MLK nach dem Schuss eines Attentäters.

Das Museum selbst ist umwerfend. Würde man  jede Tafel lesen, jeden Film schauen und jede Audiostation hören, wäre man ohne Übertreibung zwei volle Tage beschäftigt, wenn nicht länger. Die Ausstellung ist sehr umfangreich, startet beim Sklavenhandel in die „Neue Welt“ und hört mit dem Tod von MLK noch lange nicht auf. Wir haben allerdings nur noch drei Stunden, bis der Laden schließt, und die reichen eigentlich nur, um schnell einmal durch zu huschen. Wie wir es bisher in den USA nicht anders kennen gelernt haben, ist auch dieses Museum sehr gut und interessant aufgemacht. Trotz der vielen Infos wird man nicht erschlagen und kann auch bei einem kurzen Besuch viele Inhalte aufnehmen.

Als „Höhepunkt“ gelangt man am Ende des Museums in den kleinen Teil, der noch vom Lorraine Motel übrig geblieben ist: MLKs Zimmer, vor dem er erschossen wurde, ist exakt rekonstruiert. Man kann durch eine große Scheibe hineinsehen und wird durch Audioaufnahmen, Berichte und Musik wirklich in diesen 4.4.1968 hineinversetzt. Es ist nur ein Motelzimmer, aber es stimmt verdammt traurig und man kann jedem Besucher ansehen, dass er einen Kloß im Hals hat. Uns ging es nicht anders.

Zahlreiche Ausstellungsstücke erzählen über die Ermittlungen zum Attentat.

Wie beim „Profiler“
Wer jetzt noch tiefer in das Attentat einsteigen und die Dinge sozusagen von der anderen Seite aus betrachten möchte, kann auch das noch tun. Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, liegt der Gebäudekomplex, von dem aus die tödliche Kugel abgefeuert wurde. Auch dieser gehört inzwischen zum Museum und natürlich wollen wir, eine halbe Stunde vor Schließung, noch gerne einen Blick hineinwerfen.

Dort ist ebenfalls alles originalgetreu rekonstruiert worden, was die betreffenden Zimmer des ehemaligen Gästehauses angeht, von dem aus James Earl Ray MLK erschossen haben soll. Die Ausstellung erzählt das bewegte und fast unglaubliche Leben des Klein-Kriminellen, der bis zu seinem Tod erklärte, nicht der Mörder Kings zu sein. Die Theorie, dass der Prediger Opfer einer Verschwörung wurde und jemand anders der Täter gewesen sein könnte, wird ebenfalls nicht verschwiegen.

Neben sehr vielen Infos gibt es eine große Vitrine zu sehen, in der alle Beweisstücke wie in einem TV-Krimi ordentlich und durchnummeriert zur Schau gestellt werden: Der Totenschein, die Kugel, die in MLK steckte, die Tatwaffe … Wieder könnte man Stunden verbringen, doch um 17 Uhr, als durch die Zeitumstellung bereits die Sonne untergeht, werden wir rausgekehrt, closing time. Uns tun Beine und Rücken weh – was für ein Tag. Den Kopf voller Infos und Eindrücke, wollen wir trotzdem noch zur Pyramide, um die Freikarten von gestern für die Aussichtsplattform zu nutzen. Den unglaublichen Laden selbst haben wir ja gestern bereits eingehend begutachtet. Oben angekommen, schauen wir uns nur kurz die nicht vorhandene Skyline sowie die Brücke nach Arkansas an, ist doch schon recht frisch am Abend. Kann man machen, muss man aber nicht.

 

Die Brücke nach Arkansas. Im Hintergrund leuchtet West-Memphis, eine völlig andere Stadt in einem anderen Staat,

Back to B.B.
Im Hotel machen wir uns anschließend kurz wieder stadtfein und ziehen dann erneut zu Fuß zur Beale Street ins B.B. Kings, wo wir gestern bereits lecker gespeist haben. Heute spielt dort unter anderen Jonathan Ellison und Band. Ein Wahnsinnsgitarrist. Ich unterhalte mich etwas mit ihm und erfahre, dass er B.B. noch kennenlernen durfte und bereits sehr lange regelmäßig in diesem Club spiele. Für ihn sei ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, meint er. Man muss eben nicht immer den ganz großen Erfolg haben, um als Künstler glücklich zu werden.

Auf der Beale ist am heutigen Sonntag viel weniger los als gestern, auch die Polizeipräsenz ist stark zurück gefahren. Wir trotten noch einmal hinauf und hinab und schleppen uns dann völlig ermattet ins Hotel zurück.


HOTEL-CHECK
Das La Quinta Inn & Suites Downtown in Memphis ist ein absoluter Volltreffer. Es hat erst im Mai 2017 eröffnet und roch sogar noch neu. Tolle Zimmer herrliche Betten, großartiges Frühstück, eine Spitzenlage zu allen Zielen Downtown und nicht zuletzt auch noch günstig. Kann ich uneingeschränkt empfehlen, das Haus.

 


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