Rote Steine & Casinos: Reisebericht USA (Südwest) 2015 / Tag 10

TAG 10 / ST. GEORGE (UT) – LAS VEGAS (NV)
Sonntag, 03.05.2015 / Sonnig, 28-35°C

Nach dem besten Hotel-Frühstück des ganzen Urlaubs (von immerhin vier Hotels mit Frühstück) beeilen wir uns, das Süvchen vor der Tür vollzuladen und ab Richtung Las Vegas zu düsen. Nach einer Stunde des Weges machen wir aber erst einmal Halt im Valley of Fire. Zum Abschluss der „Natur-Tour“ dieses Urlaubs dürfen es ruhig noch mal ein paar rote Felsen sein.
Vor Ort bekommen wir an der Einfahrt zum Park einen Schlag, als wir die Tür des schön klimatisierten GMC öffnen. Es ist irre heiß! Statt eines Kassenhäuschens mit Personal findet sich nur eine Art Briefkasten, in der man die paar Dollar Eintritt selber in einem Umschlag hinterlegen soll. Gleich neben dem Parkplatz findet sich der Elephant Rock. Gut, wenn man die Kamera schief hält und ganz arg die Fantasie einschaltet, kann man auch einen Elefanten erkennen. Von den paar hundert Metern zum Steinelefanten sind wir schon klatschnass durchgeschwitzt und beschließen, den Scenic Drive des Valleys ganz amerikanisch im schön gekühlten Auto langsam abzufahren. Hin und wieder gibt es einen kurzen Fotostopp, meist unter zwei Minuten.

Valley of Fire – Fire Wave

Auf diese Weise erreichen wir irgendwann Parkplatz Nr. 3, den Ausgangspunkt zur Fire Wave. Die können wir uns natürlich nicht entgehen lassen, Hitze hin, Hitze her. Also mit Sonnencreme einbalsamiert, Kappe und Sonnenbrille an und ab dafür. Der Reiseführer beschreibt die Strecke mitten durch die Sand- und Felswüste recht gut und spricht von einer kurzen Distanz von etwa 1,2 Kilometern. „In zehn Minuten sind wir da“, denk ich noch, als wir los stiefeln. Aber über Stock und Stein und nach ein bisschen verirrtem Suchen wird es dann doch eine halbe Stunde. Die mitgenommene Flasche Wasser wurde schon fast ganz geopfert, als wir endlich da sind und dieses irre Naturwunder genießen können. Wobei, genießen … Auf dem blanken Stein sind es gefühlt 50°C und wir machen uns schon nach einer Viertelstunde wieder auf den Rückweg. Der dauert aber ein bisschen länger, da wir eine vermeintliche Abkürzung zum Parkplatz entdeckt haben, die nicht wirklich eine ist und wir uns auch noch leicht verfransen. Das reicht dann für heute aber auch mit „Wandern“. Nach einer Flasche Wassser auf Ex fahren wir den Rest des Parks noch ab. Wirklich schön hier, aber gemessen an all der atemberaubender Natur der letzten Tage war er nicht das Highlight.

Jetzt aber auf nach Vegas, Baby! Schon auf dem Highway grüßen die berühmten Hotelkulissen und spätestens als wir den Strip queren, bin ich schon verliebt 😉 Um 15 Uhr checken wir in unserem Hotel, dem Tuscany Suites & Casino ein. Eine „kleine“ Bungalow-Hotelanlage, nur zehn Gehminuten vom Bellagio – also der Strip-Mitte – entfernt. Wir hatten nicht unbedingt Lust auf eine der riesigen Bettenburgern, in denen man erst einmal durchs komplette Kasino laufen muss, um überhaupt die Aufzüge zu finden. Das Zimmer ist mehr als halb so groß wie unsere Wohnung zuhause und wir hüpfen gleich mal in die Badeklamotten, denn schon seit dem Valley freue ich mich auf eine Runde im kühlen Pool. Die Poolanlage des Tuscany ist dann auch wirlich nett, mit vielen Palmen und einer Kellnerin, die die Liegen abläuft. Hier chillen wir erst mal zwei Stündchen, immer mal wieder von einem Hüpfer ins kühle Nass unterbrochen.

Nach dem Päuschen machen wir uns gegen 17 Uhr „ausgehfertig“ und zuckeln los zum Strip. Am Bellagio angekommen, entscheiden wir uns für rechts, also den nördlichen Teil. Wir gehen bis rauf zum Venetian und sind dort schon erschlagen von all den Eindrücken dieser riesigen Kirmes für Erwachsene. Wie sieht das alles bitte in der Dunkelheit aus? Und die Leute erst, die Leute! Jeder zweite hat einen fetten Fat Tuesdays Slush-Cocktail in der Hand, Modell spazierstocklang und dachrohrbreit. Wir sehen viele (wirklich viele) dicke bis sehr dicke Damen, die quasi nur Bikini tragen und eine Art blickdurchlässigen Gaze-Stoff um die Hüften geschwungen haben. Und ständig cruisen (ausschließlich) schwarze Jungs auf so kleinen elektrischen Einkaufswägelchen, die hierzulande Gehbehinderte nutzen, durch die Menschenmenge auf dem Bürgersteig. Die Dinger scheinen irgendwie getuned, weil sehr schnell. Dabei hängen die Jungs so arschcool auf ihrem Gefährt und gucken dabei so lässig wie Autoscooter-Einparker auf ’ner deutschen Kirmes. Es ist einfach zu witzig, das alles zu beobachten.

Las Vegas – Venetian

Aber erst mal Abendessen fassen. Gleich gegenüber dem Treasure Island entern wir den ersten „Denny’s“ überhaupt und schließen gleich Freundschaft mit diesem Denny. Gutes Futter, gute Preise, Refill-Cups und hier auch noch eine tolle Aussicht auf den Strip. Einen Mega-Burger später geht die Sonne schon unter und wir in das Venetian. „Schock“ Nummer Zwei folgt. Man ist ja durch Reiseberichte und Fotos etwas vorgewarnt, aber wenn man die Gigantomanie live vor Ort sieht, ist das doch immer noch etwas anderes. Die haben den Canale Grande in (!) das Hotel (!) verlegt! Auch hier dämmert es auf dem riesigen großen Marktplatz mit Kopfsteinpflaster im (!) Hotel am Canale Grande und es ist einfach unglaublich. Ein kurzer Blick ins Casino läßt nicht nur mein kleines, stark vernachlässigtes Spielerherz hüpfen, sondern macht einem noch einmal klar, wie riesig das alles ist hier.

Wieder auf der Straße gehen wir noch auf die andere Seite, um einen Blick in das tropische Interieur des Treasure Island Hotels zu werfen. Auch hier werden wir von Gigantomanie erschlagen. Auf dem Weg zurück zum Bellagio drückt mir eine alte Frau ein paar Werbeflyer in die Hand, so groß wie Visitenkarten. „Vielleicht Coupons für ein Casino“ denke ich mir, schaue genauer hin und bin baff – die alte Dame hat mir gerade mindestens ein Dutzend Kärtchen mit Werbung für Huren überreicht! Auf jeder einzelnen Karte räkelt sich eine extrem geschminkte Ginger, Leslie oder wie sie sonst noch alle heißen halbnackt auf irgendetwas rum. Dazu die Telefonnummer, mehr nicht. Zis! Zurück am Bellagio startet gerade eine der Wasserorgel-Shows. Wir gucken, staunen, fotografieren. In einem der seltenen Momente, in denen ich die Kamera kurz vom Auge nehme, fällt mir das Profil des Typs direkt neben mir auf. Moment mal … Ein großes „Hallo!“ später können wir kaum fassen, dass wir schon wieder das Pärchen aus Aachen getroffen haben, genau wie gestern und vorgestern. Verrückte Welt!
Nach zwei Bierchen auf der Straße und noch ein wenig Vegas-Atmosphäre schnuppern geht die laue Frühlingsnacht für uns zu Ende. Hundemüde schleppen wir uns zurück zum Hotel.

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