Megacity Hongkong – Ein Reisebericht / Tag 5

TAG 5 / HONGKONG
Donnerstag 05.05.

Die Todes-Mücken vom Friedhof und wieder Pech am Peak

Hey – heute ist’s mal schwül und heiß! Ja, sorry. Ich langweile. Im der britischen Queenmothermother gewidmeten Victoria Park soll es schön sein, da fahren wir nach dem Frühstück mit dem DingDing hin. Okay, hauptsächlich geht es uns um ein bisschen „Folklore“, denn wir haben gelesen, dass dort scharenweise ältere Menschen morgens dem Tai-Chi frönen sollen. Muss ein imposantes Bild sein, so in großen Gruppen. Leider finden wir diese aber vor Ort nicht an, vielleicht sind wir einfach zu spät am Start. Nur vereinzelt stehen hier und da ein paar Jünger der extrem bedächtigen Leibesübungen und gehen ihrem Sport nach.

Allerdings hat die Atmosphäre hier ein bisschen was vom Muscle Beach in Venice/Los Angeles. Denn einige scheinen hier auch drauf aus zu sein, ihre imposanten Körper beim täglichen Work-Out für ihre Mitsportler und für Leute wie uns gekonnt in Pose zu werfen. Außerdem führt eine kurvige Mini-Tartanbahn für Jogger mitten durchs Grün – so was haben wir auch noch nicht gesehen.

Auf der anderen Seite verlassen wir den Park und haben es nicht weit zum Flyover an der Canal Road. Flyover meint, dass Schnellstraßen auf vielen Brücken über einem verlaufen. Im Schutze des Betons haben sich an dieser Stelle jede Menge Fluch-Omas niedergelassen. Bitte?! Ja, tatsächlich! Vielleicht könnte man sie auch Hexen nennen, keine Ahnung. Alte und sehr alte Frauen jedenfalls, die gegen ein kleines Taschengeld für ihre Kunden Menschen verfluchen. Das geschieht durch einige rituelle Handlungen und Gebete, dabei wird ein Bild des „Opfers“ zerstört. Meist wird mit einem Damen(!)schuh so lange darauf herum geklopft, bis es sich auflöst. Klingt lustig, ist auch so!

In einem Kiosk besorge ich mir eine Tageszeitung, um ein Bild von Donald Trump darin zu suchen. Bingo! Für rund fünf Euro suche ich mir eine der Anbieterinnen des schrägen Gewerbes aus und lasse mich, freilich ohne ein einziges Wort zu verstehen, mit Gesten durch die Zeremonie leiten. Das kann man nicht erklären, das muss man sehen.
Darum gibt es hier mein Video zu der Nummer.
(Anmerkung im November 2016: Wie ich nach der Wahl in den USA empfehlen kann: Nur gucken, nicht kaufen. Die Flüche können nix, sehen aber trotzdem lustig aus.)

Kuharsch, anyone?

Direkt neben dem Flyover laufen wir anschließend über eine Art Marktstraße, wo alles draußen angeboten wird, was man sich so vorstellen kann: Fisch, Fleisch, Gemüse und Tinnef. Na endlich, so haben wir uns das vorgestellt. Hier hängen auf Hundehöhe frische Schweineherzen an Haken über dem Pflaster, dort wird ein ganzer Kuh-Arsch mit Fell und Schwanz an einer Hauswand angeboten. Was das Herz begehrt. Als wir uns satt gesehen haben, laufen wir zum großen Friedhof nahe der Happy Valley Pferderennbahn, den wir gestern von dort aus abfahrend an der Straße gesehen haben.

Es geht unzählige Stufen hinauf bis ganz nach oben. Der Gottesacker ist terrassenförmig angelegt. Sehr speziell, so chaotisch wie die Stadt. Hier liegen alle Konfessionen auf vielen verschiedenen Etagen pyramidenförmig gestapelt. Von ganz oben blickt man in eine tiefe Senke und sieht nur Gräber, die Stadt natürlich immer im Hintergrund. Sehr interessante Ansichten, aber leider getrübt durch Killer-Mücken, die einen scharenweise befallen und ganze Fleischstücke aus den nackten Beinen herauszubeißen scheinen. Darum flüchten wir zeitig wieder nach unten.

Friedhof am Happy Valley

The Fog – Nebel des Grauens

Das DingDing bringt uns zurück ins Hotel, wo wir eine Dusche nehmen und ein wenig ausruhen. Aber nur eine halbe Stunde, denn wir haben ein Taxi hoch zum Peak bestellt. Die Aussicht muss ja auch mal irgendwann nebelfrei sein dort oben und eigentlich sieht es heute ganz gut aus. Aber schon auf halbem Weg verschluckt uns der feuchte Dunst. Der Taxifahrer sagt „Uh-Oh!“ und entschuldigt sich für das miese Wetter dort oben. Immerhin bemerken wir, wie sensationell günstig die Taxis hier sind. Hätten wir das mal vorher gewusst!
Da die Aussicht aus nichts als einer weiße Wand mit gelegentlich durchblitzenden Häusern besteht, gehen wir einen kleinen Wanderweg links vom Peak in den „Dschungel“, sehen dabei fetteste Raupen und Riesenameisen. Zur blauen Stunde möchte ich aber trotzdem wieder zurück am Peak sein und auf ein kurzes Nebel-Loch hoffen. Aber bei der Hoffnung bleibt’s – trotz einer Stunde Wartezeit.

Ein kurzer „klarer“ Moment in der Nebelsuppe.

Runter geht es nicht wirklich so einfach wie rauf. Der Taxistand ist voll, der Bus-Stand megavoll und die Schlange zur Tram unendlich voll. Wir hüpfen hin und her zwischen den Schlangen der verschiedenen Verkehrsmittel, entscheiden uns letztlich aber, am Taxistand zu warten. Ein altes, kleines, krummes Männchen, gefühlt 80, stoppt mit seinem Taxi neben uns obwohl wir noch gar nicht dran wären und fragt, wo wir hin wollen. Wir nennen ihm den Namen unseres Hotels und die Straße. Er versteht nicht. Dann zeigen wir ihm unsere Straße auf einer Karte. Er klappt eine kleine Lupe aus und untersucht die Karte ganz genau. Lange. Ja, ja … okay. Wir sollen einsteigen. Ich suche den Haken und finde ihn, als ich nach dem Preis frage. Er soll etwa das Dreifache von dem betragen, was wir für die Hinfahrt bezahlt haben. Wir winken dankend ab und reihen uns wieder in die Schlange ein.

Irgendwann erwischen wir auch ein „normales“ Taxi und haben, zurück am Hotel, einfach nur noch Hunger. Wir wollen nicht lange suchen und schauen in Tripadvisor nach empfehlenswerten Restaurants in der Nähe. Zweihundert Meter vom Hotel entfernt, direkt um die Ecke also, befindet sich ein Dim Sun Restaurant, das Platz Nummer 27 von 6000irgendwas Restaurants in der Bewertungsliste einnimmt! Also nix wie hin! Aber auch unser zweites Dim Sun Erlebnis ist ein negatives. Die Bedienung ist ruppig bis unfreundlich, unsere Bestellung wird vergessen und dann zusammengestrichen, weil schon viele Sachen aus sind. Der Laden ist arschkalt und ungemütlich, schließt außerdem um Neun, weswegen wir zur Eile angetrieben werden. Und das Futter… Dim Sun sind echt nicht meins! Ich schiebe fast alles an Rebekka weiter, aber die ist auch nicht wirklich begeistert von allem. Leider bleibt mir also ein Gang in den McDonald’s um die Ecke nicht erspart.

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