Reisebericht Portugal – Weltkultur und noch viel Meer / Tag 11-12

TAG 11 / SAO MARTINHO DO PORTO
20.09.11

Na endlich gibt’s hier wettermäßig auch mal einen reinrassigen Badetag, geht doch! Aber vor dem faulen rumfläzen am Strand muss ein bisschen Bewegung sein, also wollen wir die restlichen Aufgaben des gestern angefangenen Caches ablatschen und nebenbei gleich der Altstadt einen Besuch abstatten. Auf dem Weg über die jetzt am frühen Vormittag so langsam wachwerdende Strandpromenade zum rechten Buchtkliff hören wir die ganze Zeit ein lautes „Tuuuuuut“-Signal, dass von weit her zu kommen scheint und sich etwa alle drei Minuten wiederholt. Das ist mir in der Nacht schon aufgefallen und ich habe mich gefragt, was das sein könnte.

Nebelmonster greifen an

Der Buchteingang bietet plötzlich ein sonderbares Bild: Vom Atlantik her scheint sich ein Nebelarm auszubreiten, der genau durch das „Tor“ der Bucht wabert, aber nur die Höhe des Kliffs erreicht. Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein ein echt gespenstisches Bild. Der Nebel kommt immer schneller und immer voller durch das Loch im Kliff geströmt und bedeckt bald schon ein Drittel der Bucht. Falls jemand Stephen King’s Geschichte „The Mist“ oder besser noch deren grandiose Verfilmung kennt: Genau so!

Dazu muss ich erwähnen, dass ich vor ein paar Tagen im örtlichen „intermarche“-Supermarkt an „The Mist“ denken musste, weil er dem aus dem Film sehr ähnelt. Dann geht auch noch eine Feuerwehrsirene los. Spooky. Klar, dass wir erst auf das Kliff hinaufgehen, um nach der Ursache des Nebels zu schauen. Oben angekommen hat er sich schon wieder etwas abgeschwächt aber man kann noch sehen, wie der Dampf direkt aus der Gischt des Atlantiks aufzusteigen scheint, um über die Felsen zu fließen und schließlich in die Bucht hineinzuwabern. Vor und hinter der Bucht ist alles eitel Sonnenschein mit klarer Luft.

Auch die Ursache des Tutens entdecken wir. Am Leuchtturm ist ein Nebelhorn angebracht, dass wohl automatisch bei bestimmten Wettersituationen auslöst. Wir fühlen uns wie Entdecker, obwohl all das einem Einheimischen wohl nicht mal mehr ein müdes Schulterzucken abringen würde. Die Altstadt von Sao ist wirklich nett. Gerade findet auch ein Markt statt, auf dem uns ein paar uralte Einheimische eine Handvoll Feigen aufschwatzen. Wir erstehen noch Brot und ein paar andere Kleinigkeiten und machen uns zur Wohnung zurück.

Glücklicherweise bietet die alles, was man für einen perfekten Strandtag braucht: Windschutz mit Gummihammer zum in-den-Sand-schlagen, Bastmatten, Wasserspielzeug, Schaufel, Sonnenschirm … bepackt wie die Esel ziehen wir die paar Meter zum Strand, bauen unser Domizil auf und brutzeln in der Sonne, schwimmen im arschkalten Atlantik (in dem Schnorcheln übrigens zumindest hier keinen Sinn macht, wie ich leider feststellen musste), lesen, dösen … faulenzen eben. Kurz vor Sonnenuntergang und nach einer Dusche besuchen wir einen der örtlichen Italiener („Portobello“), der ganz gute Pizzen fabriziert. Ein Cocktail in der „Pato Bravo“-Bar ist auch noch drin.

 

TAG 12 / SAO MARTINHO DO PORTO, TOMAR
21.09.11

Am späten Vormittag nehmen wir die lange Anfahrt nach Tomar in Angriff (120 km eine Strecke). Dort verbirgt sich das dritte UNESCO-Weltkulturerbe, das wir uns geben wollen – das „Castelo Templario e Convento de Cristo“. Ums einfacher zu machen: Ein Kloster. Aber was für eins! Gegründet vom Ritterorden der Templer im 13. Jahrhundert hat es diverse Anbauten erlebt. Aber erst mal hinkommen. Trotz dessen sind wir nicht versucht, vielleicht doch eher einen Strandtag einzulegen, denn Sao zeigt sich heute zum ersten Mal komplett bewölkt bei einer Temperatur um die 21 Grad. Aber schon nach einer halben Stunde Fahrt, genauer gesagt in der Region um Leira, reißt die Wolkendecke auf und wir haben wieder Hochsommer. Vielleicht ist an dieser Mikroklima-Sache rund um Sao ja doch was dran… Aber zurück zum Kloster.

„Kirche in der Kirche“, Kloster Tomar

Wer je in dieser Region sein sollte: Hinfahren! Nachdem der Templerorden verboten worden war, übernahm der portugiesische Christusritterorden den Laden und hatte natürlich diverse Umgestaltungen im Gepäck. Und so erging es dem gesamten Komplex immer wieder, bis im Endeffekt sieben (!) Kreuzgänge in einer Klosteranlage entstanden waren und dadurch ein dementsprechendes labyrinthartiges Verwurschteln der Anlage. Da alles in seinem alten Stil belassen bzw. restauriert wurde ist von der verschwenderischen Pracht der Templer über die Manuelinik-Elemente bis hin zur Renaissance alles in einem Gebäudekomplex zu sehen. Besonders die Templerkirche hat es mir angetan. Angelegt als „Kirche in der Kirche“ in einem Oktogon mit sehr viel Blattgold bietet sie eine verschwenderische Masse an Figuren, Gemälden, Wandzeichnungen und so weiter und ist einfach sehenswert. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber hier fühlte ich mich der Geschichte des Gebäudes ganz nah.

Nachdem wir auf der schönen Außenterrasse des Klosters noch Kaffee & Süßkram zu uns genommen haben, düsen wir über Nebenstraßen wieder langsam Richtung Heimat. Nach der langen Tour mit einigen Landschaftseindrücken kaufen wir zurück in Sao noch für unser Abendessen ein und schauen kurz am Tunnel vorbei. Dieser verbindet den Kai in Sao mit dem mit der Rückseite des rechten Kliffs. Sprich man geht vom rechten Rand der ruhigen Bucht aus in einen in den Fels geschlagenen Tunnel und landet nach knapp 100 Metern auf der „wilden“ Atlantikseite. Angefixt von Wind und Wellen schauen wir auch noch kurz am Leuchtturmkliff vorbei und kehren ordentlich durchgepustet in die Wohnung zurück. Dort gönnen wir uns nach dem Abendessen noch ein Filmchen und sinken dann in die Kissen.

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